Ich wollte mich mit der VEMS eigentlich hier etwas fern halten, aber ich lese schon lange hier und finde das Forum wegen der Ideen und des Knowhows abseits der Reparaturhandbücher sehr genial.
Ich bin der Tobias, schreckliche 30Jahre alt und komme aus der Chemnitzer Ecke. Fahre seit 12 Jahren nen recht seltenen Audi 80 Avant quattro mit 16V (in der Kombi nur 883 Stück gebaut, momentan gibts noch 15 angemeldete).
Ich hab das Auto 2016/2017 dann auf VEMS umgebaut, weil die originale KE-Motronik mangels Ersatzteile (Stauscheibenpoti) nicht in den Griff zu bekommen war. Ich habe zwar seinerzeit mit Herrn Stadler von 190teile.de, jetzt tst-sport ne Nachfertigung angeleiert, aber das hat in Summe fast 3 Jahre gedauert. Als die Teile da waren, lief der 80er schon auf VEMS. Mit dem Setup bin ich bei über 160PS und 215Nm gelandet und bin ca. 12tkm gefahren. Habe viele Probleme gehabt, die ich nacheinander gelöst habe.
- am TPS-Sensor habe ich ein halbes Jahr rumgebaut, am Ende habe ich einen Niveausensor von einem A6 unters Lenkrad an das Gaspedal gebaut. Das ist ein störunanfälliger Hallwiderstand
- Dampfblasen im Rail, das hat mich richtig Nerven gekostet
- an der Leerlaufregelung habe ich bis zuletzt gefeilt, so richtig sauber gehts immernoch nicht. Bin scheinbar zu blöd für die PID-Regler
Ansonsten lief der Eimer die ganze Zeit sauber, aber so richtig schnell ist das halt auch nicht. Nachdem ich das Auto nicht mehr im Alltag bewege, kam die Zeit für den Turboumbau.
Meine ganzen Umbauten sind sehr umfangreich, deshalb verzeiht es mir bitte, dass ich einfach meine Blogartikel hier verlinke. Das alles nochmal zu schreiben fällt mir schwer.
https://www.motor-talk.de/blogs/tobner/ ... 11590.html
Vor dem Umbau ging noch der Umbau der Bremsanlage voraus, das habe ich hier nieder geschrieben:
https://www.motor-talk.de/blogs/tobner/ ... 89314.html
Was noch nicht im Blog steht, ist folgendes. Ich habe mich seit dem Mai nochmal mit dem Turbo beschäftigt.
Es sind viele Kleinigkeiten passiert, aber gefahren bin ich tatsächlich sehr wenig seit dem letzten Beitrag. Das Getriebe ist immernoch undicht, obwohl ich bereits alle Dichtungen da habe. Bei dem Umbau wollte ich aber noch ein, zwei Kleinigkeiten mit umbauen, die aber noch nicht ganz vorbereitet sind.
1. 76mm-AGA, die ist noch nicht da
2. Auspuffhalter am Getriebe irgendwie mit PU oder Gummi lagern. Momentan vibriert die AGA am Getriebe rum
3. eventuell mal nach den Pleuellagerschalen schauen
Passiert ist trotzdem einiges. Ich habe lange Zeit mit Fehlersuche verbracht und habe einige kurze Logfahrten gemacht. Ich wollte herausfinden, warum der Turbo so spät Ladedruck aufbaut. Ich als erstes habe ich herausgefunden (oder schon von Anfang an gewusst), dass die Bypassklappe etwas undicht ist und der Überdruck des Kompressors teilweise in den Motorraum geblasen wird. Ich habe also mal den Bypass mit nem PET-Flaschenboden zugestopft und bin gefahren. Der Ladedruck ist ca. 0.1-0.2 Bar höher gewesen. Bei 0.5-0.6bar im Kompressorbetrieb schon spürbar. Das war der erste Grund, warum die Klappe so nicht drinbleiben kann.
Der zweite Test war ganz ohne Kompressor. Dazu habe ich meine Ansaugmimik vor dem Lader einfach ausgebaut. Der Kompressor hat ins freie geblasen und der Turbo lief ohne Luftfilter. Erstaunlich war hier, dass der Motor insgesamt weniger Ladedruck gemacht hat, aber dennoch mit etwas Überdruck fuhr. Das ist bei so einem großen Turbo schon erstaunlich. Erstaunlicher war aber, dass er auch eher höheren Druck aufgebaut hat. Das Ansprechverhalten war also besser. Meine einzige Idee dazu ist, dass die Bypassklappe zu schwer aufgeht und dadurch beim anspoolen "Schwung" verloren geht. Das ist der zweite Grund, warum da eine andere Klappe rein muss.

Danach kam aber der Oberknaller. Ich habe bei Youtube Videos des Garrett G30-660 gesucht und wollte wissen, wo die andere Tuner so sind mit dem Ansprechverhalten. Bei den Videos dachte ich so bei mir "Das sieht irgendwie viel kleiner aus als mein Turbolader". Dann bei einem Vergleichsvideo der Garrett G-Serie sehe ich es: Ich habe garnicht den G30-660 sondern den G30-770 am Motor 8| 8| 8|
?( Fragezeichen ?(
Direkt ans Auto und nachgemessen. Es ist tatsächlich der falsche Turbo. Und jetzt? Dealer angerufen, der hats nach Recherche bestätigt. Er bot mir an, die Rumpfgruppe, also Turbo ohne Abgasgehäuse zu tauschen. Das Abgasgehäuse der beiden Lader sind gleich, also kann ich das behalten.
Jetzt kommen wir wiedermal zu einer Odysee. Aber keine Angst, ich bins ja gewohnt mit dem Auto. Kleiner Tech-talk:
Das Ansprechverhalten des Turbos wird maßgeblich durch das Abgasgehäuse bestimmt. Die Verdichterseite hat zwar auch einen Einfluss, dieser ist aber geringer. Macht es jetzt Sinn, den Lader zu tauschen und alles umzubauen? Ich las sicher 15-16h im Internet umher, schaute Videos der beiden Lader und wollte abwägen, wie viel eher der kleinere Turbo spoolt. Wenig bis keine Hinweise. Auch die Kompressor-Map der beiden Turbos ergeben wenig Hinweise. Getestet hats auch noch keiner. Mein Dealer, selbst ein Tuner, meinte, es könnte schon 500 Umdrehungen bringen. Alle anderen Tuner und Schrauber und Turbomenschen verneinten das. So telefonierte ich stundenlang durch die Gegend. Turbozentrum, Turbo-parts (offizieller Garrett-Ansprechpartner in Deutschland), Ladedruckklinik und diverse Tuner waren alle derselben Meinung: Kleineres Kompressorgehäuse wird nicht viel bringen.
Wer die Wahl hat, hat die Qual.
Fakt: Mit dem kleineren Lader büße ich ca. 100PS Endleistung ein. Das steht fest. Fakt ist auch, dass die Wahrscheinlichkeit des besseren Ansprechverhaltens eher gering ist. Fakt ist, dass ich jetzt die Wahl habe und mich der Tausch nichts kostet. Fakt ist, dass ich aber danach ein Upgrade von G30-660 auf G30-770 dann zahlen muss, falls ich mit dem 660 nicht zufrieden bin.
Ich würde also 100PS Leistung gegen schlimmstenfalls kein besseres Ansprechverhalten tauschen. Schwierig. Ich haderte 2 Monate mit der Entscheidung. Ein Typ im Facebook meinte aber dann, dass er mit dem G30-660 am 1.8T bei 4000Umdrehungen 2Bar Ladedruck anstehen hatte. Dort wollte ich hin. Das war der fehlende Anstoß. Also schob ich den Ladertausch an.
Zwischendrin habe ich noch 2-3h mit der Ladedruckregelung verbracht. Diese hat nicht funktioniert und ích fuhr "nur" Dosendruck von 1.3 Bar. Ich hatte das Ladedruckregelventil falsch angeschlossen. Auf der Luftseite und auf der Stromseite. Alles umgesteckt und schon ging es. Zum Test mal fest angetaktet, um mal etwas mehr Druck zu machen. Bei 1.5Bar Ladedruck habe ich dann aufgehört. Da stehen schon schätzungsweise 330-340PS an. Reicht erstmal. Jetzt kann es aber ans Abstimmen gehen.



Ich habe dann den Lader bekommen und die beiden mal verglichen. Optisch macht es schon den Eindruck, dass er besser anspricht. Das Abgasgehäuse ist ja das alte, also kann ich die Downpipe und alles so lassen. Ansaugung ist jetzt 76mm statt 102mm, da muss ich basteln. Da ich aber eh meine Bypassklappe umbauen will, passt das dann schon. Bau ich alles nochmal neu.
Danach kommt die 76er AGA und Getriebe dran. Aber erstmal möchte ich, dass das sauber fährt und gut anspricht.
Bin mal über euer Feedback gespannt
